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30. Januar 2009, 16:28 Kultur

Preview: Major Barbara @ Schauspielhaus

Robert Salzer - Staraufgebot im Schauspielhaus. Theaterregielegende Peter Zadek inszeniert Bernhard Shaws „Major Barbara“. Auf der Bühne stehen Julia Jentsch (bekannt aus den Filmen „Sophie Scholl – die letzten Tage“, „Die fetten Jahre sind vorbei“ oder „Effi“), August Diehl (...

Staraufgebot im Schauspielhaus. Theaterregielegende Peter Zadek inszeniert Bernhard Shaws „Major Barbara“. Auf der Bühne stehen Julia Jentsch (bekannt aus den Filmen „Sophie Scholl – die letzten Tage“, „Die fetten Jahre sind vorbei“ oder „Effi“), August Diehl („Buddenbrooks“, „Die Fälscher“), sowie in den weiteren Hauptrollen Jutta Lampe, Nicole Heesters und Robert Hunger-Bühler. Students.ch sprach mit Bärbel Jacksch, der Dramaturgin der Inszenierung.

Das Schauspielhaus und students.ch verlosen für die Vorstellung vom Donnerstag, 5.Februar 10x2 Karten – mach mit und gewinne!

Es ist ein politisches Stück, wie viele von Bernhard Shaw. In Major Barbara steht die Armutsbekämpfung im Zentrum. Verpackt ist das Thema in einer unterhaltsamen Komödie, die als Familiengeschichte arrangiert ist. Wir befinden uns im London der dreissiger Jahre. Eine adlige, wie es scheint gut gestellte Familie, deren Vater schon seit zwanzig Jahren nicht mehr bei ihr wohnt, braucht Geld, da die drei Kinder in einem heiratsfähigen Alter sind. Die Mutter lädt deshalb den Vater, Undershaft, welchen sie vor Jahren verlassen hat, zu sich ein, um ihn um Geld zu bitten. Undershaft ist ein bekannter reicher Waffenhersteller, der auch Kriegsanleihen ausstellt. Das Vorhaben wird dadurch verkompliziert, dass Undershaft abgelehnt hat, die Fabrik an seinen Sohn zu vererben, mit der Begründung, dass seit Jahrhunderten dieses Waffengeschäft an einen Findling übergeben werde, da diese besondere Fähigkeiten entwickeln, um sich im Leben durchzuschlagen. Als Undershaft die Familie besucht, interessiert er sich aber vor allem für eine seiner Tochter Barbara, die ihm als einzige Widerstand leistet. Diese ist Majorin in der Heilsarmee und will dadurch die Armut besiegen. Ihr Vater beschliesst, Barbara auf seine Seite zu ziehen und von der Heilsarmee wegbringen. Dazu schliesst er mit Barbara eine Wette ab, ähnlich wie Faust mit Mephisto…

Das „Menschentheater“ des mittlerweile 82-jährigen Peter Zadek wirkte stilbildend auf viele Regisseure und Schauspieler. Es sei faszinierend, wie er die Schauspieler zu sich selber bringe und dazu, ihren eigenen Rhythmus zu finden, ihn mit dem des Stückes zu verbinden, so dass er sozusagen nicht eingreifen müsse, sagt die Dramaturgin Bärbel Jacksch, welche bereits seit 17 Jahren mit Zadek zusammenarbeitet. Dies schaffe er aber nur mit einem ausgewählten Team, das er in mühsamer Arbeit zusammensuche. So sagt Zadek selber, dass die Besetzung den grössten Teil seiner Inszenierungsarbeit darstelle. Zadek wolle die Gehirne der Schauspieler in Bewegung setzen. Er probiere die unterschiedlichsten Dinge mit ihnen aus, weil er glaube, dass irgend etwas hängen bleibt. Er habe eine unglaubliche Geduld und greife nur sehr selten, dann aber bestimmt, ein. Mancher Regisseur habe Zadek schon versucht nachzuahmen, indem er unten im Zuschauerraum sass und nichts sagte, so Jacksch, doch dies sei ein grosser Irrtum.

Ob sie viele Passagen im Text habe streichen müssen, wollen wir wissen. Ja, sagt sie, der Abend habe sonst fünf Stunden gedauert und daure jetzt zweieinhalb. Sie streiche gerne, sei aber sehr achtungsvoll mit Strichen. Shaw habe viele Formulierungen doppelt geschrieben, da seine Aussagen für die damalige Zeit so überraschend, so unglaublich gewesen seien. Major Barbara wurde von Bernhard Shaw 1906 geschrieben, sei aber plötzlich wieder sehr aktuell. „Shaw ist eine einzigartige Erscheinung in der Literatur. […] Er ist ein sehr aktiver Politiker und in einer Vorläufergruppe der Sozialdemokratie tätig gewesen. […] Er wusste also, worüber er schreibt, hat aber seine hochpolitischen Pamphlete und Provokationen oftmals in Komödienstrukturen verpackt. Die Franzosen nennen ihn den englischen Molière und aus deutscher Sicht könnte man ihn als Vorläufer von Brecht bezeichnen. […] Das heisst, das Stück ist ziemlich schwer zu inszenieren, insofern, als wir nicht daran gewöhnt sind, so Thesen von der Bühne herunter entgegenzunehmen.“, sagt Jacksch. Zadek habe deshalb versucht, genau die Beziehungen zwischen den Figuren auch zu inszenieren, welche nun unverwechselbar geworden seien, so dass man keine Belehrungen kriege, sondern eine wirkliche Geschichte zwischen den Personen erlebe.

Peter Zadeks Inszenierung von Major Barbara feiert am 4. Februar Premiere. Das Schauspielhaus bietet allerdings bereits am Sonntag, dem 1.Februar und am Montag, dem 2.Februar Voraufführungen an! Nutze die Gelegenheit, um noch vor der Premiere das Stück anschauen zu gehen. Für nur 10 Franken gibt es mit der Legi die billigsten Plätze, für nur 20 Franken Last-minute-Karten, die besten noch verfügbaren Plätze kurz vor Vorstellungsbeginn. Das Schauspielhaus und students.ch verlosen ausserdem für die Vorstellung vom Donnerstag, 5.Februar 10x2 Eintritte. Mach beim Wettbewerb mit und gewinne!

  • „Major Barbara“ von Bernhard Shaw
  • Regie: Peter Zadek
  • Ort: Pfauen
  • Premiere: 4.Februar
  • weitere Vorstellungen: 1./2./5./10./11./12./13./14./15./24. Februar
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