Magazin durchsuchen

Neuste Blogs

3. September 2007, 00:00 Movie

DVD der Woche: Vidocq

Christina Ruloff - 'No man is a saint.' Douglas Sirk, der Meister des Melodramas, zeigt sich von seiner beschwingten Seite. Er inszeniert George Sanders als Casanova-Dieb Vidocq: Klassisches Hollywood von seiner schönsten Seite! „Women always surprise us by doing the expected.“ George Sanders...

'No man is a saint.' Douglas Sirk, der Meister des Melodramas, zeigt sich von seiner beschwingten Seite. Er inszeniert George Sanders als Casanova-Dieb Vidocq: Klassisches Hollywood von seiner schönsten Seite!

„Women always surprise us by doing the expected.“ George Sanders, hin- und hergerissen!

Douglas Sirk gilt als unbestrittener König des Melodramas. Seine Meisterwerke wie All That Heaven Allows oder Written On The Wind haben schon Rainer Werner Fassbinder begeistert und bereits in den siebziger Jahren zu einer Wiederentdeckung des grossen Regisseurs geführt. Mit Vidocq – A Scandal in Paris erscheint nun ein Film aus seiner frühen amerikanischen Periode und beweist, dass Sirk auch anders – beschwingt, humorvoll und ironisch – konnte.

Er erzählt seine Lebensgeschichte, und wie! François Eugène Vidocq war der Gentleman-Kriminelle seiner Zeit; um 1800 war keine Frau und kein Collier vor seinen (Verführungs)künsten sicher. Er bezirzte seine Verehrerinnen so lange, bis sie seinem Charme erlagen und ihm gar nicht mehr böse sein konnten, wenn er eine Kleinigkeit mitgehen liess. Das ging so lange, bis Vidocq selbst zum Oberkommissar von Paris wurde und ein „anständiges“, adeliges Mädchen ehelichte.

.

So will es zumindest Sirks Version mit seinem Lieblingsstar George Sanders als Frauenheld par excellence. Vidocq – A Scandal in Paris ist der Inbegriff einer „sophisticated comedy“. Der Film lebt von seinen ebenso geistreichen, wie ironischen und zum Teil anspruchsvollen Dialogen und Anspielungen. Vidocq und sein Kumpel Emile werden zum Beispiel als Models für ein Kirchenbild angestellt. Ersterer verkörpert mit seinem vor „Güte“ strotzenden Gesicht den heiligen Georg, während letzterer mit seiner Fratze den zu tötenden Drachen mimt. Der Gentleman meint natürlich auch das Gegenteil, von dem was er sagt. Von der Ehe hält er rein gar nichts: 'Sometimes the chains of matrimony are so heavy they have to be carried by three.' Die Erwartungen der Zuschauerwerden fröhlich ad absurdum getrieben.

Zugegeben, man wünscht sich ein bisschen mehr Action; der Gegensatz zwischen der harmlosen Handlung und den raffinierten Dialogen ist fast empörend. Diesen Nachteil macht Sirk aber mit bezaubernden Requisiten, grossartigem Soundtrack (von Hanns Eisler, dem Komponisten vieler Brecht-Lieder) und den wunderbaren Schwarz-Weiss-Bildern mehr als wett. Wie sich das Karussell beim verhältnismässig spannenden Showdown (Freizeitparks haben schon lange vor Beverly Hill Cop III für Action hinhalten müssen!) im Teich spiegelt, und Sirk mit Licht, Schatten und Silhouette spielt, das allein ist schon Grund genug, den Film anzusehen!

Bewertung: 4 von 5

Originaltitel: Vidocq – A Scandal in Pairs

Land: USA

Genre: Komödie

Dauer: 93 Minuten

Regie: Douglas Dirk

Darsteller: George Sanders, Carole Landis, Signa Hasso, Akim Tamiroff

Kommentare
Login oder Registrieren