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3. Oktober 2010, 17:30 Movie

Das Lied in mir @ Zurich Film Festival

Raphaël Rück - Gestern Abend gewann Florian Cossen ein Goldenes Auge für sein Film "Das Lied in mir". Von der Jury preisgekrönt, heisst aber nicht, dass der Film allen gefällt. Hier findet ihr eine kleine Beschreibung und ein paar persönliche Gedanken zum Film. Ob ihr der Jury recht gebt, i...

Gestern Abend gewann Florian Cossen ein Goldenes Auge für sein Film "Das Lied in mir". Von der Jury preisgekrönt, heisst aber nicht, dass der Film allen gefällt. Hier findet ihr eine kleine Beschreibung und ein paar persönliche Gedanken zum Film. Ob ihr der Jury recht gebt, ist euch selbst überlassen.

Der Plot ist recht unkompliziert: Die in Deutschland aufgewachsene Maria ist nicht die Tochter ihrer Eltern. Unter einem anderen Namen wurde sie in Argentinien geboren und von einem Arbeitskollegen ihrer Eltern gestohlen. Das fand vor bald 30 Jahren statt, im geschichtlichen Kontext der argentinischen Diktaturzeit (sogenannte „Guerra Sucia“, zu Deutsch: dreckiger Krieg). Zweifellos ist das eine der dunkelsten Zeiten, die das südamerikanische Land durchgemacht hat. Dennoch steht im Zentrum des Films weniger die argentinische Geschichte, als die Krise eines Kindes, dem seine Herkunft verschwiegen worden ist.

Schnell zeichnet sich die Geschichte im Kopf des Zuschauers und vergebens wartet man auf Überraschungen. Sogar mühsam kann einem der logische Handlungsablauf vorkommen:
Maria sollte eigentlich über Buenos Aires nach Chile fliegen. Im Wartesaal des Flughafens hört sie ein argentinisches Kinderlied, das sie ganz aus der Fassung bringt. Sie entschliesst sich in Buenos Aires zu bleiben um diese merkwürdige Erinnerung zu verstehen. Der alte besorgte Vater fliegt aus Deutschland an und versucht Maria in Buenos Aires von der Entschleierung ihrer Herkunft abzuhalten. Maria will aber nichts hören. Sie macht den Wohnort ihrer Angehörigen ausfindig und besucht sie mehrmals. Am Schluss fliegt Papi heim und Maria bleibt.

Trotz der übersichtlichen Handlung, birgt der Film ein paar sehr schöne Momente. So zum Beispiel die Szenen mit den argentinischen Schauspielern. Cossens Porteños (Einwohner von Buenos Aires) mit ihrer für Latinos eher reservierten Art und ihrem hohen Gerechtigkeitssinn wirken sehr authentisch. Das Setting in der Millionenmetropole ist natürlich auch verblüffend, aber man fragt sich wieso deutsche Filme immer öfters das Ausland zum Schauplatz ihrer Geschichten machen (vgl. Fatih Akins Auf der anderen Seite). Wird ihnen Deutschland etwa zu fad?
Wie auch immer: Die von Jessica Schwarz gespielte Maria ist berührend und der Zuschauer kann sich gut in sie einfühlen. Leider wurde auch sie komisch inszeniert, z.B. als sie ein Flaschendrehen durchführt um mit ihrem Vater endlich das Schweigen zu brechen.

Persönlich kann ich mit Marias Geschichte nicht viel anfangen. Lieber hätte ich an dessen Stelle ein paar aufschlussreiche Einblicke in die „Guerra Sucia“ erhalten oder das Leben eines argentinischen Adoptivkindes gesehen. So erscheint mir die Geschichte doch ein bisschen zu unwahrscheinlich.

Kommentare
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raphaelrueck89 04.10.2010 um 00:31
Wichtig nicht, aber symptomatisch des heutigen deutschen Films, find ich. Immer dieser Drang nach Exotismus... Dir gehts eh nur um die schönen Frauen
dollarhyde 03.10.2010 um 23:51
Ob deutsche Filme jetzt in Berlin oder in der Antarktis spielen, scheint mir nicht so wichtig zu sein. Solange Jessica Schwarz mitspielt ...